Ahnenforschung für Anfänger: Erste Schritte

Sprich mit noch lebenden Verwandten!

Bevor du anfängst, Standesämter und Archive zu besuchen, sprich erst einmal mit noch lebenden Verwandten! Deine Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel,… können dir bestimmt viel über deine Familie erzählen. Vielleicht schlummern auch noch irgendwo Familienschätze und Unterlagen, die du dir ansehen und kopieren kannst. Sammle Wissen, solange es noch möglich ist. Der Vorteil, den junge Forscher haben: Sie können oft noch mit den Großeltern sprechen! Viele ältere Forscher bedauern, dass sie sich die Geschichten ihrer Eltern und Großeltern nicht aufgeschrieben haben, solange diese noch gelebt haben.

Das Wissen in den Archiven ist bereits gesichert, dies kannst du auch noch in 10-15 Jahren abfragen, also kümmere dich erst um die Lebenden! Die Oma freut sich bestimmt, wenn du interessiert bist, was sie zu erzählen hat…!

Damit du auch in 20 oder 30 Jahren noch weißt, woher du diese Informationen hast, schreib so viel wie möglich mit! Dann kannst du später nochmal nachschauen, wenn die Daten nicht genau zusammenpassen. Vielleicht ist sich deine Großmutter beim Geburtstag ihres Vaters nicht ganz sicher, und irgendwann hältst du vielleicht dessen Heiratsurkunde in der Hand und wunderst dich, warum dort ein anderes Geburtsdatum steht als in deinen Unterlagen, dann kannst du nachschauen, woher deine Informationen kommen und wie gesichert sie sind…

Urkunden in der Familie

Das Wissen aus Gesprächen solltest du aber soweit es geht gleich auch mit Urkunden aus der Familie belegen und ergänzen. Frag deine Eltern mal nach dem Familienstammbuch. Dies ist ein kleiner Ordner, in dem alle Urkunden wie Heiratsurkunde und Geburtsurkunden gesammelt werden. Meist kannst du dort schon auf weitere Personen schließen, beispielsweise stehen in der Heiratsurkunde deiner Eltern auch die Großeltern.

Das Standesamt

Bestimmt denkst du beim Standesamt direkt ans Heiraten. Im Standesamt werden u.a. die Personenstandsregister geführt, zu denen die Geburten-, Ehe- und Sterberegister gehören. Jede Geburt und jeder Sterbefall muss dort gemeldet werden, und die Ehe wird dort geschlossen. Dort haben wir also gute Chancen, weitere Informationen zu unseren Vorfahren zu erhalten. Allerdings bekommen wir dort natürlich nicht eine komplette Ahnentafel ausgehändigt, sondern können uns mit den vorhandenen Informationen von Generation zu Generation weiterhangeln. So finden wir beispielsweise im Eheeintrag die Brauleute und deren Eltern aufgeführt, im Geburtseintrag die Eltern, und im Sterbeeintrag steht die Person, die den Tod dort mitgeteilt hat, und in welcher Beziehung sie zum Toten stand. Da muss man manchmal schon etwas nachforschen, wenn zum Beispiel nicht ganz klar ist, woher die Eltern genau kamen oder wann genau sie umgezogen sind. Und dann gibt es noch die Familienregister, wo bereits die gesamten Familie zusammengeschrieben wurden. Das ist eine super Quelle für uns Forscher, denn da wurde schon einiges an Vorarbeit geleistet: Aufgeführt ist das Ehepaar, deren Eltern und deren Kinder. Oft wurde bei den Kindern dann auch ergänzt, wann sie gestorben sind, oder wann sie wen geheiratet haben. Wenn du die Informationen beim Standesamt anfragst, frage nicht (!) danach, dass man dir eine Urkunde ausstellst, sondern dass du eine „Kopie des Originaleintrags inklusive aller Randvermerke“ erhältst. Wichtig ist, dass du am richtigen Standesamt nachfragst, dort wo die Unterlagen vorliegen.

Hier musst du nun aber aufpassen: Bis jetzt war noch alles kostenlos, aber wenn du nun mit Ämtern und Behörden kommunizierst, können erstmals Kosten entstehen. Deshalb ist es zu empfehlen, diese jeweils gleich im Vorfeld zu erfragen, da diese je nach Amt sehr unterschiedlich sein können. Vielleicht gibt es auch in der Familie jemanden, der dich hierbei unterstützt, vielleicht gibt es einen Onkel, der an den Ergebnissen ebenfalls interessiert ist, und die Kosten für die Kopien übernimmt. In der Regel werden im Standesamt nur beglaubigte Kopien erstellt, die entsprechend berechnet werden. Schreibe bei deiner Anfrage dazu, dass dir eine einfache Kopie reicht, und du keine Beglaubigung benötigst, oft erstellen die Standesbeamten dann eine normale Kopie ohne den entsprechenden Beglaubigungsstempel, und rechnen diese auch nur als Kopie ab. Wenn du Schüler bist und die Recherche von deinem Taschengeld bezahlst, schreib das ruhig dazu 😉

Nach einiger Zeit werden die Bücher an das zuständige (Stadt-)archiv zur Aufbewahrung weitergegeben, sodass du dann dort nachfragen musst. Dafür darfst du dann meist selbst in den Büchern blättern, außerdem sind die Kopien in der Regel günstiger als die beglaubigten Kopien, oder du darfst sie selbst abfotografieren. Als Richtwert kannst du für die Geburtsregister 110 Jahre, die Eheregister 80 Jahre und die Sterberegister 30 Jahre nehmen. Allerdings werden die Bücher erst ans Archiv gegeben, wenn die jüngsten Einträge fällig sind, sodass (gerade bei kleineren Gemeinden), die Bücher manchmal noch länger im Standesamt verbleiben.

Da du nur die Unterlagen zu deinen direkten Vorfahren einsehen darfst, musst du dich evtl. ausweisen können (bei Anfragen per Email hängst du eine Ausweiskopie an). Schreibe auch dazu, wie du zu der gesuchten Person verwandt bist, also welche Daten du schon zu deinem Vater, Großvater,… hast. Wenn du eine negative Antwort vom Standesamt erhältst, dass die gesuchte Person im gesuchten Zeitraum nicht dort zu finden ist, nimm auch diese Rückmeldungen zu deinen Unterlagen, damit du nicht nach Jahren wieder am gleichen Punkt weiter machst 😉 So kannst du nun bis etwa 1876 vorgehen, denn da wurden die Standesämter eingeführt.

Kirchliche Archive

Eine weitere Quelle sind die kirchlichen Archive. Vor Einführung der Standesämter (etwa 1870-1876) wurden Geburten, Taufen, Hochzeiten und Todesfälle ausschließlich durch die zuständigen Kirchen dokumentiert. Wenn du also ältere Daten benötigst, als in den Standesämtern vorliegen, musst du dich an die Archive der entsprechenden Kirchengemeinde wenden. Deshalb ist es gut zu wissen, ob deine Vorfahren katholisch oder evangelisch waren, dann kannst du deine Suche schon entsprechend eingrenzen.

Viele der älteren Kirchenbücher sind inzwischen schon online einsehbar. Manche kannst du kostenlos anschauen, bei anderen musst du dich vorher anmelden und ein kostenpflichtiges Abo abschließen. Derzeit werden viele Kirchenbücher digitalisiert, es kann also gut sein, dass das gesuchte Kirchenbuch im Moment noch nicht online ist, aber in zwei Jahren dann doch. Es empfiehlt sich also, immer wieder mal nachzuschauen. Am Besten schreibst du dir immer gut auf, wo du es versucht hast, auch wenn es erfolglos war, dann kannst du dich später daran orientieren.